Das Delta Das Donau-Delta erstreckt sich über etwa 70km. Eine detailierte Karte findet sich unter folgendem Link: http://www.ddbra.ro/de/trasee-en.jpg Auch Google Earth gibt einen schönen Überblick. Es ist das größte Delta Europas mit einer vielfältigen, intakten Natur. Besonders die Vogelwelt findet viel Beachtung und die fischreichen Gewässer erfreuen jedes Anglerherz. Kurz nach der Stadt Tulcea teilt sich die Donau in 3 Arme. Der nördliche ist der Chilia-Arm, der auch die Grenze zur Ukraine bildet und er ist auch der wasserreichste Arm. Der mittlere ist der Sulina-Arm, der für die Fracht-Schifffahrt vorgesehen ist, ausgebaggert und begradigt wurde. Die Stadt Sulina am Ende des Deltas am Schwarzen Meer ist nur per Schiff erreichbar und hat ca. 14000 Einwohner. Der südliche ist der Sf.Gheorghe-Arm (benannt nach der Stadt am Meer mit 3500 Einwohnern - auch wieder nur per Schiff erreichbar), der in seinen Meanderwindungen Richtung Meer fließt. Von Sf.Gheorghe (auf deutsch: St. Georg - nach dem heiligen Georg, dem Drachentöter benannt) nach Sulina hoch ist dann ein 30km langer Dünen-Sandstrand, der bereits nach einigen hundert Metern nordwärts fast menschenleer wird. Wassertemperaturen von 24°C und flacher kindertauglicher Strand laden zum Baden ein. Auch nackt zu baden, bürgert sich langsam ein. Man ist also kein Außenseiter mehr, falls man dies bevorzugt. Beim Deltabesuch ist man nicht begrenzt auf die 3 Hauptarme. Es gibt unzählige Seen und Kanäle, die befahren werden können. In den Seen und Kanälen gilt eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 20km/h.
Das Klima Im Sommer regnet es wenig im Delta. Die 2 1/2 Wochen, die wir unterwegs waren, hatten wir überwiegend wolkenlosen Himmel, lediglich an einem Abend hatten wir mal ein paar Tropfen Regen, wovon am nächsten Tag nichts mehr zu sehen war. Es ist heiß, wenn man keinen Schatten hat. Die Lufttemperatur jedoch ist gut zu ertragen, da so gut wie immer ein Seewind vom Meer bläst, mit Lufttemperaturen in Höhe der Wassertemperatur - steigend, je weiter man ins Landesinnere kommt. An den Donauarmen und in den Kanälen ist immer leicht Schatten zu finden (obwohl Kanufahrer manchmal etwas am Stöhnen sind, da sie länger als ein Motorboot brauchen, bis sie durch eine größere Schilffläche durch sind, bis sie den nächsten Baumbewuchs haben). An der Schwarzmeerküste ist der Schatten spärlicher und wir holten uns etwas Sonnenbrand unter dem nicht sehr dichten Blätterdach eines kleineren Baumes in den Sanddünen.
Die lieben Schnaken (Steckmücken) Wer glaubt, es gibt viele Schnaken im Delta, der irrt. Es sind viel mehr, als man sich vorstellen kann. Man ist aber nicht den ganzen Tag damit geplagt. Erst abends, wenn die Sonne untergeht, kommen sie. Morgens hat man dann wieder Ruhe (mancherorts vormittags, bis die Temperaturen höher werden noch ein wenig lästig). Wir haben nachts zum Schlafen Dachluke und die Tür in den Innenraum des Bootes mit Schnakennetz zugemacht. So hatten wir eine geruhsame Nacht. Meine Frau hatte vor dem Urlaub die größten Bedenken deswegen, da mich zuhause schon eine einzelne Schnake im Schlafzimmer, wenn sie mir um die Ohren summt, nervt. Die Einheimischen haben wir gefragt, wie sie damit umgehen. Eine ältere Frau hat dazu gesagt: Die Schnake kommt, holt sich ihr Essen und geht wieder. So nach dem Motto: Leben und leben lassen. Vielerorts sieht man aber doch, daß man Fenster und Terassen mit Schnakennetz zuhängt, zumindest dort, wo man auf die Touristen eingestellt ist.
Internet UMTS gibt es nur in der Stadt Tulcea. Weiter im Delta ist dann nur noch GPRS vorhanden. Es war aber überall eine Handyverbindung mit dem Rest der Welt möglich. Wir hatten einen Laptop im Boot dabei und waren damit in der Lage Mails zu holen und zu versenden (ging einmal aber recht schlecht, da uns ein schlauer einen 3MB Anhang gemacht hat).
Tourismus Der Tourismus im Delta ist am wachsen. Viele entdecken diese schöne Landschaft für sich. Wer aber Hotelburgen, wie manchmal wo andernorts sucht, wird nicht fündig werden (zum Glück). So genießt man einen 30km langen, unverbauten Strand am Schwarzen Meer von Sf.Gheorghe bis Sulina. Mancherorts sind Hotels so versteckt, daß man sie als ortsfremder gar nicht finden würde. Alle wollen vom Tourismus profitieren. So vermieten die Einheimischen in Sf.Gheorghe Zimmer in ihren alten Wohnhäusern. Entsprechend einfach ist die Ausstattung. Mit für deutsche Verhältnisse kitschig anmutenden Wandteppichen, verschiedenes Zierwerk und auch alte Möbel, fühlt man sich ein halbes Jahrhundert in die Vergangenheit versetzt. Duschen und Toiletten werden oft notdürftig separat errichtet, weil man das in den alten Häusern nicht kannte. Übernachtung mit 2mal Essen gibt es für 22Euro/Tag. Ein hohes Einkommen für die Einheimischen. Manche sind so auch nur 2 Monate im Sommer in der Stadt und vermieten ihr geerbtes Haus den Touristen. Damit verdienen sie mehr als den Rest des Jahres (auch bei gut bezahlten Ingenieurberufen). Aber es wird auch mehr geboten. Am Ortsende von Sf.Gheorghe hat man ein sehr schönes Touristencamp aus dem Boden gestampft, vorwiegend von Studenten besucht, aber durchaus auch von älteren Leuten, das modernen Ansprüchen gerecht wird. Man hat sowohl die Möglichkeit zu campen sowie auch die kleinen, schicken Häuschen zu mieten. Preis für ein 2-Personen-Häuschen ca. 15Euro/Nacht. Das integrierte Restaurant bietet eine sehr preiswerte Verpflegung. Fischgerichte für weniger als 2 Euro bis 4 Euro zuzüglich Beilagen. Zur Unterhaltung hat ein rumänischer Filmemacher ein Filmfestival (Freiluftleinwand) veranstaltet. Zum Abschluß gab es ein riesen Feuerwerk, zufällig begleitet von einer Mondfinsternis in einer Vollmondnacht. Highlight total.
Verkehr im Delta Die am Schwarzen Meer gelegenen Orte im Delta haben keine Straßenanbindung und sind nur per Schiff erreichbar (Per Fähre von Tulcea. Preis für Schnellfähre mit 2 Std Fahrzeit ca. 12 Euro/Person, für die normale die Hälfte). Trotzdem gibt es natürlich Straßen in den Orten und auch einige wenige Autos. Die Straßen in Sf.Gheorghe sind aus Sand. Man könnte darauf keine Asphaltstraße bauen, da der Untergrund nicht fest genug dafür ist. Verpflegung Es gibt genug Läden in der Stadt, wo man alles notwendige kaufen kann. Die Leute essen vorwiegend Fisch und dies wird auch den Touristen vorwiegend angeboten (in den Restaurants wie auch in privaten Unterkünften). Wir holten von der Fischsammelstelle, an der die Fischer ihre Fische zur Vermarktung abgeben, Fisch zum Grillen und bezahlten lediglich 0,70 Euro/kg (für Karpfen). Frage mich schon, wie man davon leben kann?
Was gibt es südlich vom Delta? Eine Reparatur am Außenborder bescherte uns ein paar Tage Zeit, uns per Auto etwas umzusehen. So fuhren wir südwärts am Rasim See vorbei, besichtigten die Ruine Enisala, die Ruinen von Istria (Histria), den bekannten Badestrand Mamaia und die Hafenstadt Constanta. Die ganze Gegend von Griechenland bis zur Donau hoch war schon in der Steinzeit besiedelt. Erst waren es die Griechen, die ihre Niederlassungen und Städte in der Region hatten, später die Römer. Aus allen Zeitepochen finden sich Ruinen und Ausgrabungen in verschiedenen Orten. Verschiedentlich lagen die früheren Städte direkt am Meer und hatten regen Handelsverkehr mit Constantinopel (heute Istanbul) und der Halbinsel Krim in der Ukraine. Versandungen der Häfen durch Flußablagerungen machten die Städte im Laufe der Zeit bedeutungslos. Auch im heutigen Donau-Delta finden sich noch Ruinen von Burgen und Städten die vor 2000 Jahren direkt am Meer lagen.
Aber nicht nur das historische ist interessant. Die Gegend südlich vom Delta ist von der Volksgruppe der Lipowener besiedelt (sprechen russisch, aber auch rumänisch) und ist vorwiegend landwirtschaftlich orientiert. Da es jedoch im Sommer sehr trocken und heiß ist (38°C), sind die Erträge recht mäßig. Teilweise wird zwar bewässert, aber viele dieser Anlagen sind durch den Zusammenbruch des Kommunismus unbrauchbar geworden. So findet man Pumpenhäuser in denen die Elektromotoren für die Pumpen einfach geklaut wurden. Eine Wiederinbetriebnahme scheitert aber auch an anderen Dingen. Die Einkommensverhältnisse der Leute sind niedrig. Man findet viele Kleinbauern, die ihr Auskommen mit dem suchen, was sie auf ihren kleinen Feldern ernten, junge Leute ziehen eher weg. Pferdefuhrwerke sind hier noch das übliche. Die kleinen einfachen, teils strohbedachten, aus Lehmziegeln gebauten Häuser, Viehställe und das ganze Umfeld ist eine Augenweide für den Besucher aus den westlichen Industrieländern und Fotografen.
Wer Urlaub im 5-Sterne Hotel mit Swimming-Pool gewohnt ist, wird sich im Delta nicht wohlfühlen. Z.B. Camper und Wohnwagen-Urlauber, die am Komfort gerne Abstriche machen um wieder mal anderes, neues zu sehen und zu erleben, sind die Gruppe, denen es gefallen wird. Keine Sprachbarriere Meine Frau ist Ungarin, in Rumänien lebend, spricht also die Landessprache. So hatten wir immer die Möglichkeit mit den Leuten zu sprechen und alle möglichen Informationen einzuholen. Alle jungen Leute lernen aber auch englisch in der Schule und so ist in allen Restaurants und in den meisten Läden, aber auch auf der Straße fast immer jemand, mit dem man sich verständigen kann. Manchmal findet man auch welche, die deutsch sprechen. Die Leute sind alle freundlich und hilfsbereit. Als Tourist muß man immer etwas vorsichtig sein, damit man nicht überhöhte Preise bezahlt (ist aber wohl überall so). Im Delta finden sich auch Touristen aus der ganzen Welt (wenn auch nicht so viele). So erzählte uns eine Frau, die Zimmer vermietet, auf, aus welchen Ländern sie überall Gäste hatte. Da war bis nach Australien alles dabei. Deutsche haben wir selbst nicht gefunden, ein paar Österreicher mit Motorrad fanden wir im Delta. Der Pauschaltourismus bietet Rumänien als Urlaubsziel kaum an, da das naheliegende Bulgarien erheblich niedrigere Preise hat und dann die Verdienstspannen für die Anbieter besser sind. Das Delta ist für den Massentourismus auch nicht ausgebaut (zum Glück) und so findet es bei den Veranstaltern kaum Beachtung.
Angeln im Delta Für das Delta gibt es einen Angelschein (im Jahr 2008 ca. 1,30 Euro/Tag). Max. dürfen 5kg Fisch/Tag geangelt werden bzw. ein einzelner beliebig großer. Das begehrte Objekt ist der Wels, der bis zu einigen hundert kg schwer werden kann (dann aber nicht mehr an der Angel sondern im Netz der Fischer). Es soll jede Menge Fisch im Delta geben. Selbst habe ich jedoch nur einige kleinere Flußbarsche gefangen. Das Wasser war trüb während unseres Aufenthalts, wegen der heftigen Regenfälle und Überschwemmungen im Nordosten des Landes und in der Ukraine kurz vorher. Angeblich beißen die Fische dann nicht und es dauert etwa 3 Wochen bis das Wasser wieder klarer wird (bin nicht der leidenschaftliche Angler, habe es mir nur so sagen lassen, aber der Profi wird das selbst besser wissen). Angelsaison ist vom Juli bis zum Januar (Januar wäre mir aber zu kalt, die Donau friert sogar manchmal zu, bis zu meterdicke Eisschollen kann es geben, man kann mit dem Auto darüberfahren, stauen sich die Eisschollen, muß es manchmal freigesprengt werden, weil es sonst überschwemmt).
Der liebe Müll Das Umweltbewußtsein der Rumänen ist etwa gleich Null. Auf allen Plätzen, die von Anglern oder Ausflüglern frequentiert werden, ist Müll zu finden. Trotzdem appelliere ich an alle, es den andern nicht nachzumachen, sondern seinen Müll zum Entsorgen mitzunehmen. Nur Plätze, die von Hotels o.ä. betreut werden, sind auch sauber. Urlaub mit dem Kajütboot In Rumänien ist Führerscheinpflicht für motorisierte Boote (unabhängig von der Motorgröße! - nicht so wie in Deutschland oder Österreich bis 5PS frei oder wie in den Niederlanden mit Geschwindigkeitslimit). D.h. ein amtlicher deutscher "Sportbootführerschein binnen" zum Befahren des Deltas ist erforderlich (Bzw. entsprechende Nachweise anderer Länder wie Österreich, Niederlande, ... Alles was in der EU als solches anerkannt ist, wird sicherlich keine Probleme machen.). Wir wurden zwar in der ganzen Zeit nie kontrolliert, haben aber erfahren, daß öfter Kontrollen stattfinden (auch auf vorhandene Angelerlaubnis). Wir waren mit einem 5m Kajütboot mit 2 Schlafplätzen (ist auch breit genug für Eltern mit Kind bis etwa 10 Jahren) unterwegs. Wir wußten nicht über die Infrastruktur im Delta Bescheid und hatten daher viel zuviel an Lebensmittel, Wasser und Getränken dabei. Für nächstes Jahr wissen wir es besser, da wollen wir auf alle Fälle wieder hin. Hier muß man sich und das Boot anmelden: ADMINISTRATIA REZERVATIEI BIOSFEREI DELTA DUNARII Str. Portului 34 A Tulcea 820243 Tulcea, RUMÄNIEN Tel.: +40 24051 89 45 Wir sind von Sacele/Brasov (unserem Wohnort) nach Tulcea gefahren. Dort erhält man die Erlaubnis zum Eintritt in das Delta (Preise 2008: 20 Lei ca. 6 Euro Eintrittsgebühr ist zu zahlen - gilt für eine Person einschl. Begleitperson, 200 Lei für das Boot ca. 60 Euro und ca. 1,30 Euro/Tag für Angelerlaubnis - gibt es in jedem Angelshop). Mit dem Boot ins Wasser sind wir in Murighiol (auf halber Strecke zum Schwarzen Meer - dort wo die Straße endet). Unser Kajutboot ist bei einem Wasser- und Schifffahrtsamt in Deutschland gemeldet und hat damit ein Kennzeichen und Papiere. Irgendwelche Papiere für das Boot sollte man haben, damit man sich anmelden kann. Nach einer Versicherung wurde nicht gefragt (hat man aber aus einem anderen Land kommend sowieso und würde ich auch empfehlen). Wir fuhren dann (schwarze Route in folgender Karte) per Boot bis kurz vor Mahmudia, die große Donauarmschleife bis Uzlina, Lac Uzlina, Lac Isac, Canal Litcov, Canal Crisan, Canal Caraorman, Lac Puiu, Canal Mocansa, Lac Erenciuc, dann auf dem Donauarm (auch Schleifen folgend) nach Murighol. Unsere weitere Fahrt (rote Route) führte uns den Donauarm runter bis Sf.Gheorghe, raus an den Schwarzmeerstrand und einige Tage später wieder zurück (teils über Seitenkanäle) nach Murighiol. Insgesamt etwa 250km auf dem Wasser. ![]() Eine detailierte Karte mit 3000*4000 Pixel findet sich unter http://www.ddbra.ro/de/trasee-en.jpg Die Bilder sind nur eine kleine
Auswahl aus über 400 Fotos, die wir machten. Sie
würden den Umfang der Seite hier sprengen. Aber sie warten
darauf, bei einem Urlaub im Delta selbst gesehen (und fotografiert) zu
werden.
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